Beyond Farming. Game Changer für Biodiversität und Gemeinwohl.
Die zentrale Herausforderung der Bioökonomie ist das sogenannte „Peak Soil" - also der Zeitpunkt, an dem die Nutzung von Boden zu einer umstrittenen Resource wird.
Bereits heute werden mehr als die Hälfte der Landfläche vom Menschen für Landwirtschaft und Rohstoffe genutzt. Der erhöhte Bedarf an Biomasse in einer verstärkt auf Bioökonomie basierenden Wirtschaftsweise ist daher mit Flächen- und Nutzungskonkurrenzen konfrontiert. Die Konkurrenz der Flächennutzung wird sich erhöhen, neue Nutzungskonflikte werden entstehen und sich verschärfen. Wie und in welchem Verhältnis werden Böden also zur Erzeugung von Nahrung, Energie, Medizin oder Gütern des täglichen Bedarfs oder zum Wohnen zukünftig verwendet? Ein nachhaltiger Umgang mit Land hätte erhebliche Auswirkungen auf uns alle und wirft neue Fragen der Akzeptanz von Landnutzungsstrategien auf.

Wir haben Akteur:innen befragt, wie eine nachhaltige Landnutzung gelingen kann.

Urban Agriculture
Bauen wir Lebensmittel künftig in Innenstädten an?
Martin Peter
Lite+Fog Industries
Wenn wir nach 2050 die Bevölkerungsgrenze von 10 Milliarden Menschen erreichen, wird die heutige Landwirtschaftsfläche allein nicht genügen. Eine Lösung könnte Urban Agriculture darstellen, mit der auch in den Städten Lebensmittel angebaut werden könnten. Der Markt für Urban Farming ist noch jung, gilt aber als zukunftsträchtige Innovation.

Wir haben mit Martin Peter, Co-Founder und CEO von Lite+Fog Industries gesprochen. Lite+Fog Industries ist ein Startup aus Berlin, das Indoor Farming-Anwendungen im Bereich Fogponics anbietet, mit denen Pflanzenzucht raumeffizient mittels Nebel erfolgt. Als „Vertical Farming Engineers“ entwickelt das Startup mit „schwerelosen Anbau-Medien“ neue Konzepte der Landwirtschaft, mit denen die Zukunft von Städten und der Landnutzung in einer Symbiose zwischen Technik und Natur umgestaltet werden soll.
Urban Agriculture wird sehr interessant und eine gute Lösung für Orte, an denen es in der Zukunft oder auch schon heute unmöglich sein würde, überhaupt Nahrung anzubauen.
- Martin Peter, Lite+Fog Industries
Responsible Soil
Landwirtschaft im Sinne der Natur
Benedikt Bösel
Gut&Bösel
Die Regeneration der Böden ist eine Voraussetzung für eine nachhaltige Bioökonomie. In Deutschland gehen jährlich zwischen 10 bis 20 Tonnen Humus pro Hektar durch Erosion oder intensive Landnutzung verloren. Hinzu kommen durch Siedlungs- und Verkehrszwecke bedingte Bodenverluste. „Responsible Soil“ ist eine Herausforderung und Aufgabe einer nachhaltigen Bioökonomiestrategie.

Das Team von Gut&Bösel hat mit „Beyond Farming“ einen Ansatz entwickelt, der einen Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft unterstützen soll. Ziel ist eine regenerative Landwirtschaft, um den Status der Äcker nicht nur zu erhalten, sondern ihr natürliches Potenzial immer weiter zu fördern. Gut&Bösel bietet auch Land und Infrastruktur für multifunktionale Landnutzungsmodelle und neue Formen der Kooperation und Ko-Kreation.
Landwirtschaft im Sinne der Natur zu betreiben, heißt die Natur als intelligentes Wesen oder als intelligenten Organismus zu begreifen und zu respektieren und sich anzupassen, aber auch deren Stärken zu nutzen. Und das machen wir eben ganz konkret, indem wir unterschiedlichste Formen der regenerativen, also multifunktionalen Landnutzung kombinieren.
- Benedikt Bösel, Gut&Bösel
Greening Germany
Susanne Abel
Projektkoordinatorin im Greifswald Moor Centrum
Vielfalt braucht Moor
Was wäre wenn wir alle Moorflächen in Deutschland wieder nass machen würden? Wir würden auf einen Schlag ca. 5 % der gesamten Treibhausgasemissionen reduzieren. Heute sind fast alle Moore für die Land- und Forstwirtschaft entwässert. Die nassen Moore könnten in Zukunft Rohstoffe liefern für die Bioökonomie und fossile Rohstoffe ersetzen. Nasse Moore sind wertvolle Lebensräume für bedrohte Arten, halten kostbares Wasser in der Landschaft und Nährstoffe zurück. Moore sind effektive Kohlenstoffspeicher. Sie binden weltweit doppelt so viel Kohlenstoff in ihren Torfen wie alle Wälder zusammengenommen.



In dieser Folge sprechen wir mit Susanne Abel, Projektkoordinatorin des Greifswald Moor Centrums. Das Greifswald Moor Centrum arbeitet lokal und weltweit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis mit der Vision, die Wahrnehmung von Mooren in ihrem Potenzial für den Klimaschutz zu stärken, natürliche Moore zu erhalten, degradierte Moore zu restaurieren und jegliche Nutzung von Mooren nachhaltig zu gestalten. Das Greifswald Moor Centrum entdeckt und fördert Lösungsansätze, bei denen eine andere Landnutzung in Moorgebieten zu mehr Klima- und Biodiversitätsschutz beitragen kann und neue Formen nachhaltigen Wirtschaftens (wieder) erschlossen werden können.

Wir brauchen auch das Moor für den Klimaschutz.
- Susanne Abel, Projektkoordinatorin im Greifswald Moor Centrum
Das Greifswald Moor Centrum ist mit dem Projekt Tiny House for Mo(o)re Bioeconomy ebenso Partner im Rahmen des BMBF-Wissenschaftsjahrs 2020|21. Wenn ihr mehr zum Thema Moor und Klimaschutz erfahren wollt, so schaut bei der Infoplattform MoorWissen vorbei!
Quelle: https://www.bfn.de/themen/gebietsschutz-grossschutzgebiete/naturschutzgebiete.html
Sustainable Intensification
André Guillaume
Head of Brand & Community Engagement bei Leaps by Bayer
Nachhaltige Landnutzung durch Sprunginnovation
„Sustainable Intensification“ zielt auf eine Produktivitätssteigerung bei gleichzeitiger Umweltentlastung ab, beispielsweise durch den angepassten Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, durch Maßnahmen gegen Bodenerosion oder eine effizientere Bewässerung. Auf diesem Weg soll verhindert werden, dass schwindende Ressourcen für eine wachsende Weltbevölkerung und deren ansteigendes Wohlstandsniveau nicht mehr ausreichen. Mit neuen Biotechnologien soll die Produktivität gesteigert werden können, um auf kleinstmöglicher Fläche größtmögliche Erträge zu erzielen. So sollen nicht zuletzt Nutzungskonkurrenzen entschärft werden. Mit Leaps by Bayer verfolgt die Bayer AG ein Investitionsprogramm, das Sprunginnovationen in Richtung einer „Sustainable Intensification“ voranbringen soll. Damit wird in „Paradigmen verändernde (Bio-)Technologien“ in den Lebenswissenschaften investiert.
Das ist die große Herausforderung: Anbauflächen, die wir haben, besser zu nutzen, zu optimieren, ohne dass sie langfristigen Schaden nehmen.
- André Guillaume, Head of Brand & Community Engagement bei Leaps by Bayer