Zukunftsszenario
Zurück zur Natürlichkeit
In diesem Szenario leben wir im Einklang mit der Umwelt, hören auf die Bedürfnisse der Natur und folgen ihren Vorgaben und Regeln. Die Revitalisierung wird zum obersten Gebot und gerade das landwirtschaftliche Handeln richtet sich danach aus. Es ist die Natur, die uns die Lebensweisen vorgibt und es sind die planetaren Grenzen, die unser Handeln bestimmen. Damit einher geht die Erkenntnis, dass die konventionelle Landwirtschaft nicht zukunftsfähig ist. Düngemittel machen die Böden unfruchtbar und homogene Nutzpflanzen zerstören die Artenvielfalt. Es braucht ein Umdenken, das die Regeneration von Landflächen in den Vordergrund stellt, die Biodiversität stärkt und über die Rechte der Natur nachdenkt.
Ein wichtiger Schritt in dieser Zukunft ist die Revitalisierung von Naturflächen, wie zum Beispiel der Moore. Aktuell sind 95% aller Moorböden in Deutschland ausgetrocknet und an deren Stelle finden wir Ackerflächen für Weizen, Mais und Kartoffeln oder Weideflächen für Kühe. Dabei speichern Moore Kohlenstoff und andere CO₂ äquivalente Gase, welche sonst freigesetzt werden und den Klimawandel vorantreiben. Um das zu verhindern, werden die momentan trockengelegten Moorflächen wieder vernässt. Statt auf typisches Grünland oder Mais setzt man auf Pflanzen, die mit dauerhaft nassen Böden gut umgehen können und sich verwerten lassen – wie Schilf, Rohrkolben-, Rohrglanzgras und Seggenarten. Sie können als Biogassubstrat, Dämm- und Baustoffe, Torfersatz, Naturwerkstoff oder zum Heizen genutzt werden.

Neben der Wiedervernässung der Moore werden die Naturschutzflächen in Deutschland auf 30 Prozent der Fläche deutlich ausgeweitet.

Mehr Schutzgebiete sind ein Schritt, um das Artensterben aufzuhalten.
Ein weiterer Schritt ist ein neuer Umgang mit Böden in der Landwirtschaft, indem natürliche Düngemittel durch den eigenen Pflanzenkompost eingesetzt werden und ein vielfältiger Anbau von Nutzpflanzen erfolgt. Das steigert die Resilienz der Böden und fördert die Artenvielfalt, ist aber in der Regel nicht ertragreich genug, was wiederum die Preise erhöht. Damit die Preise für die Produkte der ökologischen Landwirtschaft nicht explodieren, gibt es eine Umverteilung von Subventionen.

So werden in Zukunft die Produkte gefördert, die im Einklang mit der Natur entstehen, statt die Natur auszubeuten und zu zerstören. Mit Moor- und Naturschutz lassen sich zudem private Investitionen mobilisieren.

Investoren sind dabei Unternehmen, die ihre Treibhausgas-Bilanz ausgleichen bzw. optimieren wollen. Die so erzielbaren Einnahmen werden zweckgebunden für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen verwendet.
Klingt unglaubwürdig? Aber nicht, wenn der Natur eine höhere Priorität eingeräumt wird.

Letztlich lädt dieser Trend auch zum Spekulieren ein: Was wäre, wenn wir ökologische Interesse über ökonomische Interessen stellen würden? Was wäre, wenn wir der Natur dieselben Rechte zuschreiben, wie wir es bei Menschen tun?